Kindersitz im Wohnmobil – Wie befestige ich einen Kindersitz sicher?
# Camping
Auch wenn wir die Flexibilität und Spontaneität beim Campen sehr schätzen – geht es um Kinder und deren Sicherheit, müssen andere Werte zurückstecken. Sobald Kinder mitfahren, müssen wir dafür sorgen, dass auch im Falle eines Unfalls nichts passieren kann. Alles, was du zum Thema Kindersitz im Wohnmobil wissen musst, findest du daher hier.
Kinder müssen in Deutschland und Europa in Fahrzeugen ausreichend gesichert werden. Bis zu einem Alter von 12 Jahren oder einer Körpergröße unter 150 cm müssen sie in einem Kindersitz mitfahren. Auch darüber hinaus sind besondere Sicherheitsvorkehrungen nötig, um die Kids so zu sichern, dass der Bauchgurt nicht hochrutschen und in Bauch und Unterbauch schneiden kann.
§21 der StVO (Straßenverkehrsordnung) besagt, dass man nicht mehr Personen im Fahrzeug transportieren darf, als Sicherheitsgurte vorhanden sind. Bei Wohnmobilen gilt dies natürlich auch und grundsätzlich: Kinder dürfen während der Fahrt nicht in Alkoven oder anderen Schlafplätzen untergebracht werden, sondern müssen sicher im Kindersitz befördert werden. Wie das funktioniert, liest du weiter unten unter dem Punkt “Wie befestige einen Kindersitz im Wohnmobil?”.
Grundsätzlich und gesetzlich: Welchen Kindersitz brauchst du?
Die Kindersitze haben in Deutschland und der EU Gewichtsklassen und unterliegen zwei unterschiedlichen Normen beziehungsweise Regelungen: Der ECE-Regelung 44 und der ECE-R 129. ECE 44 regelt, nach welchen Bestimmungen ein Kindersitz gebaut werden muss. Jeder einzelne Sitz muss abgenommen und zertifiziert werden. Dass das der Fall ist, erkennst du am Prüfsiegel.
ECE-R 129 ist auch bekannt als “i-Size-Regelung”. Dabei geht es um die Kindersitze mit ISOFIX-Befestigungssystem. Die ISOFIX-Rastarme passen in die meisten neueren Autos (<10 Jahre alt), bei denen unter dem Autositz auf der Rückbank die passenden Halterungen zu finden sind. Die Richtlinie schreibt hier vor, dass Kinder bis zu einem Alter von 15 Monaten rückwärtsgewandt, also entgegen der Fahrtrichtung gesichert werden müssen.
Je nach deinem Auto oder Wohnmobil brauchst du dementsprechend einen passenden Kindersitz. Wenn du daher einen Sitz kaufen möchtest, nimm sowohl Kind als auch Auto zum “Anprobieren” mit.
Wenn du dir ein Wohnmobil mietest, in dem kein für dein Kind passender Kindersitz vorhanden ist, kannst du auch deinen eigenen Kindersitz mitnehmen. Im besten Fall schaust du dir das Wohnmobil vorher genau an und erfragst beim Besitzer die Kindersitz-Befestigungs-Situation. Den Kindersitz kannst du probeweise auch schon einmal mitbringen und bist dann beim Antritt der Reise optimal vorbereitet.
Noch mehr Grundsätzliches: Kinder und Kindersitze dürfen nur auf die Plätze mit 2- oder 3-Punkt-Gurt. Meistens sind das die vorwärtsgerichteten Sitze.
Nie, nie, nie dürfen Kinder während der Fahrt in den Schlafräumen untergebracht werden oder sonstwie unangeschnallt im Wohnmobil herumgeistern.
Kindersitz im Wohnmobil mit 2-Punkt-Gurt befestigen
Zwei-Punkt-Gurte beziehungsweise Beckengurte sind in den meisten alten Wohnmobilen bei den vorwärtsgewandten Sitzen vorhanden. Der Unterschied zum normalen PKW ist der Sitz: Statt ergonomischem Sitzpolster mit zur Lehne abfallendem Polster gibt es beim Wohnmobil meistens nur gerade, ebene Sitzbänke aus Holz. Deshalb rutscht der Kindersitz nicht automatisch an die Lehne, sondern muss gut befestigt werden, sodass in einer Kurve nicht Kind und Kindersitz durch das Wohnmobil fliegen.
Das Problem bei altem Wohnmobil (zwei-Punkt-Gurte) und neuen Kindersitzen: Die meisten neuen Kindersitze dürfen nicht mehr mit Beckengurt gesichert werden. Ausnahmen dabei sind zum Beispiel der Graco SnugFix + Basis oder der Britax Römer ECLIPSE. Außerdem zählen zu den 2-Punkt-Gurt-fähigen Kindersitzen der Graco Autobaby mit Basis, Concord Fixmax, Britax Römer Max-Way oder der Römer Vario.
Die Sitze sind allerdings nur für Kinder bis zu einem Alter von ca. vier Jahren geeignet. Unsere Empfehlung deshalb für alle Familien mit größeren Kindern: Mietet euch im besten Fall Wohnmobile mit normalen Drei-Punkt-Gurten und spart euch den Stress.
Kindersitz im Wohnmobil mit 2-Punkt-Gurt: Dauerhafte Lösung für das eigene Wohnmobil
Hast du ein eigenes Wohnmobil, so macht es am meisten Sinn dauerhaft nachzurüsten. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten: Entweder du bist des Schweißens mächtig und erstellst selbst eine ISOFIX-Halterung an der Rückwand der vorwärtsgewandten Sitze oder lässt diese bei der Werkstatt deines Vertrauens anfertigen. Achtung: Das ist eine Selbstbau-Variante, die nicht TÜV-abgenommen ist. Wenn doch irgendetwas passieren sollte, kann es Probleme mit der Versicherung geben. Aber: Alles ist besser, als dein Kind von der Rückbank rutschen zu sehen. Wenn es also nicht vorn sitzen kann, ist eine solche Lösung immer besser.
Die einfachste Lösung, einen Kindersitz im Wohnmobil mit 2-Punkt-Gurt zu befestigen, haben wir bei Marcel von Camperleben.de gefunden: Mittels Haken aus dem Baumarkt (3 cm breit und rund 5 mm dick) hat er Abhilfe geschaffen. Diese werden an der Rückwand des Sitzes befestigt. Die ISOFIX-Haken am Kindersitz rasten dann dort ein. Aber auch zahlreiche andere Lösungen gibt es. Dazu musst du vorher unbedingt immer nachsehen, wo genau sie Halterungen sicher angebracht werden können.
Wohnmobil gemietet: So befestigst du Kindersitze mit 2-Punkt-Gurt
Wenn du kein eigenes Wohnmobil besitzt, sondern dir eines für deinen Urlaub gemietet hast, dann ist die Befestigung des Kindersitzes mit zwei-Punkt-Gurt schon schwieriger. Kind und Kindersitz werden im Normalfall vom Beckengurt am Fahrzeug gehalten. Allerdings fehlt hier gerade bei flachen Schaumstoff-Polsterungen der Schutz von der Seite: Der Sitz kann nach links und rechts rutschen.
Beim Römer Eclipse wird der Kindersitz mit dem Beckengurt durch eine Aussparung im Rückenbereich befestigt. Dadurch wird der Sitz gehalten, dein Kind wird mittels fünf-Punkt-Gurtsystem im Römer selbst angeschnallt. Achte bei den Sitzen mit Rückendurchführung immer darauf, dass der Gurt durch die Ösen der Plastikhalterung geführt wird und du ihn so straff wie möglich ziehst – nur so erreichst du größtmögliche Sicherheit.
Bei Sitzen wie dem Graco SnugFix (das ist übrigens ein Reboarder und wird mit dem Rücken nach vorn installiert) sind im Basis-Unterbau zwei “Henkel” in der Hartschalenplastik zu finden, durch die der 2-Punkt-Gurt geführt wird. Außerdem befindet sich am Unterbau auch ein Standfuß, der per Teleskopstange ausgefahren werden kann und zusätzliche Stabilität bietet. Hast du diesen Unterbau installiert, kannst du den Sitz darauf einrasten. Hier findest du die genaue Anleitung.
Kindersitz im Wohnmobil mit 3-Punkt-Gurt befestigen
Mit dem Drei-Punkt-Gurt sind die meisten Kindersitze leicht zu befestigen. Achte dabei wieder auf die vorwärtsgerichteten Sitze. Unserer Erfahrung nach wird den Kids auch weniger schlecht, wenn sie vor- (oder im Fall eines Reboarders: rückwärts) statt seitwärts fahren.
Hilfreich ist natürlich auch hier die ISOFIX-Vorrichtung weil sie den Sitz festhält (auch wenn dein Kind nicht mitfährt). Wie weiter oben beschrieben, kannst du eine ISOFIX-Vorrichtung nachrüsten, entweder per Händler oder Selbstbau.
Je nachdem, welchen Kindersitz du besitzt, wird dieser im Wohnmobil befestigt: Achte immer darauf, dass du den Gurt durch die dafür vorgesehenen Einkerbungen im Sitz führst und dabei nichts verdreht ist. Die Halterungen und Gurtführungen sind so konzipiert, dass der Gurt deinem Kind bei einem Unfall nicht in den weichen Bauch schneidet – aber dafür musst du ihn auch genauso benutzen, wie der Hersteller es vorgesehen hat.
Apropos Kindersitz im Wohnmobil: Airbag und Bußgelder
In Wohnmobilen oder anderen Fahrzeugen mit einem aktivierten Front-Airbag dürfen grundsätzlich keine Kindersitze installiert werden, die rückwärtsgerichtet sind. Die Gefahr dabei ist diese: Wenn der Airbag ausgelöst wird, könnte der Airbag die Schale des Kindersitzes oder der Babyschale anschießen und dein Kind erheblich gefährden. Mehr Informationen in Punkto Kindersitz und Airbags findest du beim ADAC.
Nach vorn gerichtete Kindersitze dürfen auf dem Beifahrersitz auch bei aktiviertem Airbag platziert werden. Entweder du weichst daher auf die hinteren Plätze aus oder deaktivierst, wenn möglich, den vorderen Airbag.
Neben der Gefahr für dein Kind kommt bei einer nicht vorschriftsmäßigen Sicherung deines Kindes außerdem ein Bußgeld auf dich zu. Solltest du in eine Verkehrskontrolle geraten, erwartet dich folgendes: Nach dem Bußgeldkatalog gemäß § 21 StVO zahlst du für ein unzureichend gesichertes Kind 30 Euro Strafe, bei mehreren Kindern 35 Euro. Fährt dein Kind komplett ohne Sicherung (also ohne Kindersitz) sind es 60 Euro (bei einem Kind) oder 70 Euro (bei mehreren Kindern) und zusätzlich ist ein Punkt in Flensburg fällig.
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