Elternzeit im Wohnmobil: 3,5 Monate, ein Baby und der alte Krankenwagen, der alles mitmacht

Bist du bereit, deine eigene unvergessliche Elternzeit im Wohnmobil zu starten?

Vom Rostigen Relikt zum Zuverlässigen Zuhause

Während viele sich für eine ruhige Elternzeit zu Hause entscheiden, wählten wir den Asphalt. Wir verbrachten dreieinhalb Monate damit, Tausende von Kilometern durch den Balkan, die Türkei und Georgien zurückzulegen. Unser Zuhause? Ein selbst umgebauter Van, der älter war als wir. Es war nicht immer einfach – es gab Hitze, Erschöpfung und logistische Rätsel –, aber unseren Sohn dabei zu beobachten, wie er die Welt entdeckte, machte jede Bodenwelle zu einer unbezahlbaren Erinnerung.

Vor fünfeinhalb Jahren war dieses Fahrzeug ein vergessener 36 Jahre alter Krankenwagen – ein rostiges, verkommenes Relikt, das die meisten auf den Schrottplatz geschickt hätten. Aber ich sah Potenzial. Langsam, akribisch baute ich ihn wieder auf. Es wurde zur Familiensaga: lange Nächte, endloses Basteln und kleine, hart erkämpfte Siege. Jede Beule, jede Reparatur ist ein Kapitel in unserer Geschichte.

„Er ist nicht perfekt“, sage ich oft, „aber er ist unser – und er trägt unsere Träume.“

Wir hatten bereits über ein Jahr in dem Van gelebt, aber diese Reise – die sich über den rauen Osten der Türkei und die erstaunlichen Landschaften Georgiens erstreckte – würde uns weiter herausfordern als je zuvor.

Die Realität des Van-Lebens mit Baby

Das Reisen mit einem Neugeborenen erfordert eine komplette Neukalibrierung. Unsere Tage drehten sich nicht um malerische Aussichtspunkte; sie drehten sich um Nickerchen-Pläne und Fütterungszeiten. An manchen Tagen legten wir nur 100 Kilometer zurück, aber auf den langsamen, anspruchsvollen Bergstraßen der Osttürkei fühlte es sich an wie tausend.

Die späte Frühlingshitze war eine ernste Herausforderung. Schatten zu finden war nicht nur Bequemlichkeit; es war eine Notwendigkeit für unser Baby. Essen war eine weitere ständige Hürde – begrenzte Einkaufsmöglichkeiten in abgelegenen Dörfern und ein vegetarischer Partner erforderten, dass wir uns extreme Flexibilität aneigneten. Wir kochten mit allem, was wir finden konnten.

Doch inmitten des Chaos gab es Momente purer Magie. Der neugierige Blick unseres Sohnes auf einem belebten Markt oder sein Lachen unter einem fremden Himmel machten selbst die schwierigsten Tage unvergesslich. Es sind diese kleinen, authentischen Momente, die dieser Art von Reise ihre Seele verleihen.

Authentizität in Südostanatolien

Der transformierendste Teil unserer Reise war die weite, oft übersehene Region Südostanatolien in der Türkei. Es fühlte sich an wie eine völlig andere Welt. Wir waren beeindruckt von der überwältigenden Gastfreundschaft der lokalen kurdischen Bevölkerung. Touristen sind hier selten, daher bedeutete Kommunikation oft, zu zeigen, zu lächeln und sich auf Google Translate zu verlassen.

„Die Leute warnten uns, in der Nähe der Grenzen vorsichtig zu sein“, erinnere ich mich. „Aber was wir überwiegend fanden, war Freundlichkeit und Neugierde.“

Als wir durch die Berge fuhren, wurden wir mit dramatischen, unerwarteten Landschaften belohnt – von weiten Hochebenen bis hin zu abgelegenen, traditionellen Dörfern. Eines Abends, als wir den Sonnenuntergang über den Bergen in der Nähe der iranischen Grenze am Ishak Pasha Palast beobachteten, wurde uns klar, dass wir eine der atemberaubendsten Aussichten unseres Lebens erlebten.

Georgien: Kleines Land, Große Wunder

Nach sechs Wochen in der Türkei fuhren wir nach Georgien ein, einem Land, das uns sofort mit seiner schwindelerregenden Vielfalt überraschte. Innerhalb weniger Stunden kann man durch Wüsten, schneebedeckte Berge und üppige Täler fahren – eine willkommene Erleichterung für Eltern, die weniger Zeit hinter dem Steuer verbringen möchten.

Essen wurde sofort zum Favoriten. Restaurants waren so erschwinglich, dass wir oft auf das Kochen verzichteten! Khachapuri, das traditionelle georgische Käsebrot, wurde zu einem täglichen Ritual, das wir so sehr liebten, dass wir es jetzt zu Hause nachbacken.

Natürlich erforderten georgische Straßen und der lokale Fahrstil Geduld. Ich bekam sogar ein Bußgeld von 15 Euro, weil ich auf einer kurzen Fahrt zum Supermarkt keinen Sicherheitsgurt angelegt hatte. Die Ironie war unverkennbar: An einem Ort, wo alte Autos mit fehlenden Türen herumdüsten, lag der Fokus ausgerechnet auf meinem fehlenden Gurt!

Lektionen von unterwegs (und aus dem Werkzeugkasten)

Extremes Reisen fördert die Widerstandsfähigkeit und zwingt dich, schnell zu lernen.

• Flexibilität statt Perfektion: Mit einem Baby werden Pläne scheitern. Das Geheimnis des Glücks liegt darin, zu akzeptieren, dass die Reise selbst – nicht der Zeitplan – der Sinn der Sache ist.
• Die Macht der Apps: Spar nicht an einer kleinen Gebühr für Apps wie Park4Night oder iOverlander. Sie sind unerlässlich, um sichere Parkplätze, Campingplätze und wichtige Dienste in abgelegenen Gebieten zu finden.
• Wesentliche Vorbereitung: Wenn du weit reist, ist Vorbereitung alles. Wir fahren niemals ohne einen Wasserfilter, ein zuverlässiges Erste-Hilfe-Set für Erwachsene und Baby sowie grundlegendes mechanisches Zubehör (Ölfilter, Ersatzöl) für unseren alten Van los. „Die richtigen Werkzeuge können deine Reise retten“, sage ich immer.

Der PaulCamper-Geist des Abenteuers

Als jemand, der bei PaulCamper arbeitet – einem Unternehmen, das sich der Verbindung von Menschen mit der Freiheit des Unterwegsseins verschrieben hat –, war diese Reise mehr als nur ein persönlicher Ausflug. Es ist ein Beweis für das, wofür wir stehen: authentisches Reisen, tiefe Verbindung und den Mut zum Entdecken.

Es ist der Beweis, dass man kein Leben ohne Komplikationen braucht, um ein Abenteuer zu beginnen. Manchmal entstehen die besten, bedeutungsvollsten Geschichten, wenn man packt, aufs Gas tritt und einfach das Unbekannte annimmt.

Wichtige Hinweise zur Versicherung in der Türkei und Georgien

Wenn deine Van-Life-Träume dich in Länder außerhalb der EU führen, ist eine sorgfältige Planung des Versicherungsschutzes für dein Fahrzeug unerlässlich. Die Standardversicherung der meisten europäischen Vermietungen (auch bei PaulCamper) gilt nicht in der Türkei und Georgien.

Versicherung für die Türkei

Für die Einreise in die Türkei benötigst du die Internationale Versicherungskarte (IVK, ehemals „Grüne Karte“) deiner Kfz-Versicherung.

1. Deckung prüfen: Überprüfe unbedingt, ob die Türkei auf deiner IVK nicht durchgestrichen ist. Bei der Türkei ist besonders darauf zu achten, dass der Versicherungsschutz für den gesamten Teil des Landes (Europa und Asien) gilt.
2. Grenzversicherung: Falls die Türkei nicht abgedeckt ist oder du die IVK vergessen hast, musst du an der Grenze eine Grenzversicherung abschließen. Dies ist in der Regel teurer. Die Kosten variieren, liegen aber oft zwischen 100 € und 150 € für kurze Zeiträume (z. B. 30 Tage).

Versicherung für Georgien

Georgien gehört nicht zum „Grüne-Karte-Abkommen“, weshalb du eine lokale Versicherung abschließen musst. Diese ist bei der Einreise obligatorisch.

• Abschluss: Die Versicherung kannst du direkt an der Grenze bei den dort ansässigen Agenten abschließen.
• Kosten: Die Tarife sind staatlich festgelegt und richten sich nach Fahrzeugtyp und Aufenthaltsdauer. Die Preise für 15 Tage starten bei umgerechnet etwa 7 € bis 15 € und können für einen längeren Aufenthalt (z. B. 90 Tage) auf etwa 35 € bis 70 € steigen.
• Online-Kauf: Du kannst die Versicherung auch vorab online kaufen.